Teil 1: Long way to Matala (Kreta)

Sonntag 17.02.2008
Schon bei der Anfahrt zum Franz-Josef-Strauss-Flughafen gibt's die erste Ehrenrunde, denn mein Chauffeur fährt Richtung Salzburg auf die A99, statt Richtung Nürnberg. Nichts desto trotz kommen wir pünktlich um 7.45 Uhr am Flughafen an, aber es sollte erstmal so weitergehen. Der Flug war zunächst angekündigt mit einer Verspätung von 1 Std. und 10 Min.- Start war dann letztendlich 2 Std. und 25 Min. später um 11.45 Uhr. Es war ein Traumflug mit Königswetter und mit genialen Aussichten..



..bis kurz vor Athen, denn da wurde die Wolkendecke unter uns immer dichter und die heftigen Turbulenzen waren nicht mehr zu ignorieren. Dann die Durchsage vom Piloten: "Aufgrund der Wetterverhältnisse in Athen und der geschlossenen Schneedecke erhalten wir keine Landeerlaubnis und müssen zunächst zurück nach Thessaloniki um aufzutanken und um auf bessere Bedingungnen zu warten....."

Warten - es sollte das Thema der nächsten Tage werden!

Thessaloniki 15.00 Uhr, die Maschine ist aufgetankt.. Vielleicht ein Tässchen Tee?
Ich rufe Achilles am Handy an, um ihm mitzuteilen, dass ich wohl heute nicht mehr nach Kreta kommen kann. Er erzählt, dass die anderen 5 Teilnehmer in Athen festhängen und dass in Kreta ebenfalls Chaos herrscht, die Strassen sind gesperrt - er durfte nur durch, weil er Winterreifen drauf hat! ..und in Bayern wird Saskia's Snowboardkurs wegen Schneemangel abgesagt!
The inconvenient truth could no longer be denied!!!

Thessaloniki 16.00 Uhr, wir sitzen immer noch im Flugzeug - Tee gab's nicht, aber dafür Bonbons und dann kommt die Durchsage: "Der Flughafen Athen wurde geschlossen wegen Schneesturm, heute geht nichts mehr!" Also raus aus der Kiste, Gepäck geholt und gewartet.

Ich lerne Susi kennen, die mit ihrem Sohn Leo, der sich für seine 11 ½ Monate wacker hält, auf dem Weg nach Patras ist. Ihre Freundin, die sie in Athen abholen wollte, ruft auf dem Handy an, um ihr mitzuteilen, dass sie gerade einen Autounfall mit Totalschaden hatte. Leo läßt das alles ziemlich kalt, er grinst und freut sich, dass sich alle so um ihn kümmern.

Es herrscht allgemeine Aufregung im Flughafen von Thessaloniki, es wird viel palavert, keiner scheint zu wissen, wie es weitergeht. Dann nach einigen Stunden Ratlosigkeit endlich eine Mitteilung, leider nur auf griechisch. Ein paar nette Athener übersetzen, dass es nunmehr zwei Möglichkeiten für uns gibt. Entweder mit einem Reisebus zu versuchen nach Athen zu gelangen - ein gewagtes Unterfangen bei der Erfahrung griechischer Busfahrer mit geschlossenen Schneedecken und womöglich noch mit Sommerreifen!

Da entscheiden wir uns doch lieber für die Übernachtung in einem Hotel - im Sun Beach Hotel ist an diesem Nachmittag ein Faschingsfest für die Kurzen (im griechisch-orthodoxen Glauben ist Ostern und somit auch Fasching viel später als bei uns) und so wusseln nun Hexen, Zauberer, böse Drachen und bezaubernde Prinzessinnen zwischen den übriggebliebenen Fluggästen rum. Es gibt dem Ganzen einen wahrlich surrealen Anstrich.
Nach einem improvisierten Abendessen gibt es an der Hotelbar beim Espresso noch den Joke des Tages. Die Mitteilung von unserer Airline, dass uns der Bus uns um halb vier wieder zum Flughafen bringt - nachmittags? Nein denkste, morgens!!! Jetzt aber nix wie ab ins Bett und schnell noch 3 Stündchen geschlafen.

Montag 18.02.2008
Dieser Tag steht ganz unter dem Motto "Rein in die Kiste - raus aus der Kiste!"
Beschäftigungstherapie für die Fluggäste griechischer Airlines bei ausbleibender Landeerlaubnis in Athen, bzw. in Heraklion.

Unser erster frühmorgendlicher Check-In ist natürlich nicht von sofortigem Erfolg gekrönt, sondern wir erreichen Athen nach langem Warten erst gegen Mittag. Hier scheint mittlerweile wieder die Sonne, aber es herrscht tiefster Winter und die Bilder vom Vorabend aus dem Fernsehen bestätigen sich - sie waren offensichtlich tatsächlich aus Athen und nicht aus den Schweizer Bergen.



In Thessaloniki am Abflugschalter wurde mir versichert, dass mein Flug nach Heraklion umgebucht worden sei und mein Gepäck direkt nach Kreta ginge. Auf dem Gepäckband in Athen taucht meine Tasche dann auch tatsächlich nicht auf, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das als Erfolg verbuchen soll!? Zunächst jedoch die Verabschiedung der liebgewonnenen Reisegefährten, denn hier in Athen trennen sich die Wege. Einige sind bereits am Ziel angekommen, aber für so manchen ist das Abenteuer noch nicht beendet - Mykonos, Patras und Heraklion! Keiner von uns weiß genau, wie das gehen kann, dorthin zu kommen und so will ich schnellstens zum Schalter, um meinen Flug nach Heraklion bestätigen zu lassen. Ich hab ja in Thessaloniki nicht einmal ein Ticket erhalten, sondern nur den Abschnitt für das Gepäck. In der Abflughalle von Athen hat keine Maus mehr Platz - Menschenmassen drängen sich hier, aber ohne Gepäck bin ich eindeutig im Vorteil.
Die Buchung ist offensichtlich doch nicht erfolgt, aber mit einigen Überredungskünsten erwische ich einen Platz in der 14.30 Uhr Maschine nach Heraklion. Beim Einsteigen entdecke ich erleichtert, dass meine Tasche gerade ins Flugzeug verladen wird. Ich kann es kaum glauben, dass es so reibungslos funktionieren sollte! Ich habe sogar einen Fensterplatz und sonderbarerweise ist der Flieger nicht mal zur Hälfte besetzt? Nach einer halben Stunde Wartezeit kommt sie dann auch prompt, die bekannte Durchsage: "This is your captain speaking, we apologize, the flight is canncelled because of bad weather conditions in Heraklion!"
Klar, der Sturm ist nach Süden weitergezogen und das Ganze hier war nur ein kleines Manöver für besonders ungeduldige Fluggäste. =))

Also wieder mal zum Gepäckband, mittlerweile kenn ich mich ja ganz gut aus und siehe da, nach 20 Minuten kommt dann auch schon das Gepäck. Faszinierend, wie das alles in dem ganzen Chaos hier doch noch irgendwie funktioniert! Andrea und Robert, die mit ihren Tourenskiern bei diesen, für ihr Vorhaben optimalen Bedingungen schon seit gestern versuchen von Athen nach Kreta zu kommen, erklären mir das genaue Prozedere, wenn ein Flug storniert wird. Man wird nicht automatisch umgebucht, sondern muss sich wieder von vorne anstellen; d.h. es dauert nicht unter vier Stunden und meine Zuversicht schmilzt wie der Schnee in Athens Nachmittagssonne dahin, denn diesmal hab ich ja auch noch mein Gepäck am Hals.

Ziemlich geknickt schieb ich also nun den Gepäckwagen mit meiner Tasche durch die Menschenmassen, als mir plötzlich drei Motorradjacken ins Auge stechen. Ich kann's kaum glauben, es sind die Jungs, die auch nach Kreta zu Achilles wollen. Die anderen zwei stehen gerade für die neuen Tickets nach Kreta an. Nach langem Hin und Her und unter ausgiebigster Beanspruchung meiner Frustrationstoleranzgrenze, haben wir uns am Abend, den Flugtickets für den nächsten Morgen nicht wirklich trauend, schließlich auf den Weg gemacht nach Piräus, dem Hafen von Athen.



Wir wollten endlich Endurofahren!

.. wir hatten Glück und das Schiff fuhr planmässig um 20.30 Uhr und sollte morgens um 6 Uhr in Heraklion sein. Geschlafen haben wir - während der neun Stunden Fahrzeit - relativ gut auf den roten Sofas in der Schiffsdisco!

Jassu Piräus =))

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