Bei der Suche nach einer Tour zum Saisonabschluß, werden wir im Osten Tschechiens fündig.
Das Böhmische Paradies oder auf tschechisch "Cesky Rai" entpuppt sich tatsächlich als Garten Eden für uns Mopedfahrer.
Für unsere Freunde aus Ostdeutschland scheint das Cesky Rai gut bekannt und auch viel besucht. Wir Wessis aus Bayern staunen nicht schlecht über Natur und Kurven.
Anfahrt der 300 Km ab der Grenze über gut ausgebaute Landstrassen und Autobahnen.
Erster Stopp in Jicin, einem beschaulichen Städtchen am Rande des Cesky Rai. Es ist ein Festtag und die ganze Stadt ist auf den Beinen. Die Menschen sind lustig und freundlich und wir lassen uns treiben.
Es geht weiter und wir finden einen idyllischen Campingplatz mit Badesee und urigem Restaurace. Die ganze Wiese gehört uns und im nahegelegenen Wald findet sich genügend Holz für das obligatorische Lagerfeuer am Abend. Wir sind begeistert von der Ruhe und der Freiheit auf dem Campingplatz. Kein Platznummer, Lagerfeuer und jede Menge Gaudi. Die Größe der Lagerfeuer spiegelt das Ego der jeweiligen Brandstifter.
Der nächste Tag bringt eine Wanderung durch die Felsformationen des Cesky Rai. Dem Elbsandsteingebirge sehr ähnlich, türmen sich Sandsteinfelsen vor uns auf. Für Tschicken, unseren alten Reisekameraden, ist es wirklich das Paradies. Er ist ein begnadeter Kletterer und stürmt gleich die Klettersteige. Vom sicheren Boden schauen wir erstaunt zu. Auch die Tschechen sind fleissig am Klettern und kraxeln auf alles rauf, was nur irgendwie nach Felsen ausschaut. Wir geniessen lieber den Wald, die herrlichen Blicke auf die umliegenden Hügel und natürlich das tschechische Bier. Ein kleines Hotel am Waldrand bietet sich zur Mittagsrast. Schon die Einrichtung dieses Kleinods ist unbeschreiblich und so auch das Essen. Überhaupt ist es auch der kulinarische Höhepunkt und Zugleich Abschluß der Motorradsaison 2008.
Ein weiterer Wegpunkt der Landschaft ist die Burg Trosky. Die Eigenheit dieser mittelalterlichen Anlage sind die beiden Bergspitzen auf denen sich jeweils ein Burgteil befindet. Kleine Strassen schlängeln sich durch das Gebiet und immer wieder tauchen schöne Campingplätze oder kleine Hotels und Pensionen auf. Für Leute mit kleinem Geldbeutel ein ideales Ziel.
Der nächste Tag soll eigentlich Schotter im Gebiet der Schneekoppe, mit 1602 m dem höchsten Berg Tschechiens in der Grenzregion zu Polen bringen. Der Touristenauflauf am Fuße der Schneekoppe zeigt uns an, dass hier die Zeit für Querfeldeintouren und Schotter abgelaufen ist. Noch dazu macht an der 97er Dominator die Batterie schlapp und wir finden einen blitzsauberen Motorradladen, wie man ihn bei uns selten sieht. Batterie gefüllt, eingebaut und weiter geht`s.
Nichtsdestotrotz lassen wir uns die Stimmung nicht verderben. Wir beschließen eine Tour um die Schneekoppe herumzufahren. Auf gut ausgebauten griffigen Strassen geht es bei herrlichem Herbstwetter Richtung Polen. Strassen gut, Landschaft toll und viele Leute unterwegs, was die Stimmung etwas trübt, weil wir nur langsam vorankommen.
Abends sind wir wieder im Cesky Rai auf einem einfachen Campinplatz unter lauter Tschechen und es geht feuchtfröhlich zu. Mir gefallen die Tschechen, die trotz der Umwälzungen in ihrem Land sich vieles behalten haben. Das Essen ist deftig und das Bier süffig und so verbringen wir den letzten Abend in der kleinen engen Kneipe des Campingplatzes. Wir verstehen kein Wort, aber Völkerverständigung funktioniert auch oft ohne Worte und wir sind einfach mit dabei.
Letzter Tag dann Rückreise bei plötzlich sehr niedrigen, unangenehmen Temperaturen. Kurz vor der Grenze noch böhmische Knödel mit Schweinebraten und vier Tage Tschechien sind schon vorüber.
Wir kommen wieder.
Jürgen Groll,